Ein Handwerk, zwei Länder, viele neue Eindrücke

 

Den eigenen Beruf aus einer anderen Perspektive sehen.

Wie unterschiedlich ist die Schreiner Ausbildung in der Schweiz und in Deutschland wirklich? Und was lässt sich voneinander lernen? Im Rahmen eines zweiwöchigen Austauschs haben ein Lernender aus Deutschland und ein Lernender der Schneider Innenausbau AG genau das erlebt. Beide durften in einem fremden Betrieb mitarbeiten, den Alltag kennenlernen und Teil eines neuen Teams werden. In den folgenden Interviews berichten sie offen über ihre Eindrücke, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie darüber, was sie fachlich und persönlich aus dieser Zeit mitnehmen.

Wie hast du vom Austausch erfahren und warum wolltest du mitmachen?

Jan Finke: Ich habe durch die Schule von der Möglichkeit des Austauschs erfahren. Da ich schon während der Schulzeit ein Jahr im Ausland (Kanada) war und dort sehr gute Erfahrungen gesammelt habe, war ich sofort begeistert.

Ausserdem ist es immer spannend, Neues zu entdecken und zu erfahren.

Raphael Kammer: Ich habe vom Austausch über die Berufsschule erfahren und ich wollte mithelfen, weil ich es eine grossartige Idee fand, die Berufswelt der Schreiner aus einer anderen Sicht zu sehen.

Wie war dein erster Eindruck vom anderen Land und dem Lehrbetrieb?

Jan Finke: Die Schweiz kannte ich schon ein wenig. Ich habe mit meiner Familie bereits einen Bergurlaub im Wallis gemacht.

Die Schneider Innenausbau AG ist ein modernes Unternehmen mit einem familiären, freundlichen und wertschätzenden Umgang. Die Herstellung der Produkte erfolgt mit hochwertigem Material.

Raphael Kammer: Die Mitarbeitenden der Firma Kunze nahmen mich direkt sehr sympathisch und freundlich auf. Der Betrieb in Deutschland ist ein bisschen moderner und grösser eingerichtet als unserer.

Was fällt dir, im Vergleich zu Deutschland / zur Schweiz, an der Ausbildung besonders auf?

Jan Finke: In der Schweiz dauert die Ausbildung ein Jahr länger als in Deutschland. Die Schweizer Auszubildenden haben eine vierjährige Ausbildung; in Deutschland beträgt die Ausbildungszeit nur drei Jahre.

Ausserdem gibt es in der Berufsschule andere Schulfächer. Wir haben in Deutschland leider keinen Sportunterricht. Zudem wird in Deutschland WIPO (Wirtschaft und Politik) unterrichtet und in der Schweiz ABU (Allgemeinbildender Unterricht).

Die Inhalte dieser Fächer sind aber ähnlich.

Raphael Kammer: Dass man in Deutschland in der Ausbildung nicht viele eigene Projekte hat, wenn man in der Werkstatt ist. Man hilft viel mehr bei Projekten mit, die schon am Laufen sind.

Gibt es Unterschiede im Arbeitsalltag, zum Beispiel in der Werkstatt, beim Umgang im Team oder bei Projekten?

Jan Finke: Bei der Bearbeitung von Projekten sind mir keine Unterschiede aufgefallen. Grundsätzlich gibt es bei meinem Ausbildungsbetrieb sehr viele Spezialistinnen und Spezialisten, das heisst Mitarbeitende, die sich auf bestimmte Tätigkeiten spezialisiert haben.

Bei Schneider gibt es in der Werkstatt ebenfalls Spezialistinnen und Spezialisten, aber es gibt auch viele Mitarbeitende, die sehr vielseitig eingesetzt werden.

Bei der Montage von Küchen arbeitet Schneider Innenausbau mit Sockeln; in meinem Ausbildungsbetrieb montieren wir Füsse.

Raphael Kammer: Beim Arbeiten im deutschen Betrieb gab es eigentlich keine grossen Unterschiede ausser bei den Arbeitszeiten. Diese waren in Deutschland von: 06.15-09.00 / 09.15-12.00 und 12.30-14.30 Uhr.

Nicht wie in der Schweiz von 07.00-09.15 / 09.30-12.00 und 12.45-16.30 Uhr.

Wie unterscheidet sich dein Lehrbetrieb vom Lehrbetrieb im Ausland?

Jan Finke: Mein Ausbildungsbetrieb hat ca. 50 Mitarbeitende. Er hat somit fast doppelt so viele Beschäftigte wie die Schneider Innenausbau AG.

Ausserdem sind die Werkstätten grösser und haben einen umfangreicheren Maschinenpark.

Ein grosser Unterschied besteht bezüglich der Kundinnen und Kunden. Mein Ausbildungsbetrieb beliefert wenig Privatkunden, sondern fast nur gewerbliche Kunden.

Raphael Kammer: Die Schreinerei Schneider Innenausbau AG unterscheidet sich von der Firma Kunze vor allem in der Ausstattung und der Fläche. Die Firma Kunze hat eine grössere Werkstatt, weil sie ihren Standort in einem Industriegebiet hat. Deswegen ist auch alles auf einem Stockwerk verteilt. Die Firma ist auch moderner eingerichtet mit zwei CNC-Maschinen, einer liegenden Plattenzuschneidemaschine und einem vollautomatischen Lager.

Was gefällt dir an der Arbeit in der Schweiz / in Deutschland besonders gut?

Jan Finke: Ich mag den Teamgedanken unter den Mitarbeitenden und die Teamaktivitäten!

Raphael Kammer: Die netten und sympathischen Leute und dass man um 15.00 Uhr Feierabend hat und danach noch viel Zeit hat, um seine Freizeit zu nutzen. Das hat mir in Deutschland sehr gefallen.

Gab es etwas, das dich überrascht oder besonders gefordert hat?

Jan Finke: Da fällt mir gerade nichts ein.

Raphael Kammer: Mich hat überrascht, dass die Arbeitszeiten so komplett anders sind als in der Schweiz.

Was nimmst du aus dem Austausch mit zurück nach Hause, fachlich und persönlich?

Jan Finke: Persönlich freue ich mich, dass ich für zwei Wochen in diesem Team arbeiten, einen guten Einblick in die Arbeitsweise einer anderen Tischlerei bekommen durfte und viele nette Menschen kennengelernt habe. Danke dafür.

Und ich nehme eine Tasche wertvoller Erfahrungen mit zurück!

Raphael Kammer: Der Austausch hat mir sehr gefallen, du lernst viele neue Menschen kennen und siehst, wie sie so arbeiten. Und man kann auch gut neue Sprachen lernen. Vielleicht nicht unbedingt in Deutschland aber sonst schon. Ich würde so einen Job- oder Sprachaustausch immer wieder machen.

Wir wünschen Jan für seine berufliche und private Zukunft alles Gute, viel Erfolg und dass ihn die Freude am Arbeiten mit Holz auch künftig begleitet.